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Die Wut der Eltern

Wut sollte wie allen Emotionen eine Möglichkeit gegeben werden, sie „rauszulassen“ und Ausdruck zu verleihen. Alles, was nicht durch Kommunikation losgelassen werden kann, wird sich durch den Körper ausdrücken.

Wut bei Kindern wird sich deshalb unweigerlich körperlich äußern. Die Aufgabe der Eltern ist es, den Kindern begleitend und unterstützend zur Seite zu stehen, um schwierige Emotionen zu bewältigen. Dazu brauchen sie jedoch einen sicheren Raum, um sich sowohl verbal wie auch körperlich ausdrücken zu dürfen. Kinder können bis zu einem gewissen Alter nicht sagen „Ich wurde im Kindergarten unfair behandelt, das hat mich wütend gemacht“ oder „Der Papa hat was Gemeines zu mir gesagt, das hat mich wütend gemacht“ – So eine Kommunikation müssen Kinder lernen und ebenso der körperliche Umgang mit Stress ist etwas, dass Kindern von ihren Eltern lernen sollten.

Das Problem hierbei: Lernen bedeutet in der Eltern-Kind-Bindung vorleben. Sind die Eltern selbst nicht in der Lage ihren Gefühlen angemessen Ausdruck zu verleihen, wie sollten es dann ihre Kinder können? Wenn Wut nicht kommuniziert wird, sondern nur in körperlichen Aggressionen gezeigt wird, was soll das Kind dann anderes lernen wie genau das? Kinder lernen in einem narzisstischen Haushalt vor allen Dingen eines: Hilflosigkeit.

Es ist eine erlernte Hilflosigkeit gegenüber der Wut der Eltern, die bis ins Erwachsenenalter bleibt und insbesondere bei Männern zu einem gesteigerten Aggressionsverhalten bei erlebter und gefühlter Hilflosigkeit wird. Bin ich überfordert – werde ich aggressiv. Das ist die Essenz, die aus der toxischen Bindung der narzisstischen Eltern bleibt. Kinder, die eigentlich geschützt und behütet aufwachsen sollten, werden zu einem Spielball der destruktiven Bedürfnisse ihrer Eltern.

Wer in einem toxischen Haushalt mit einem narzisstischen Elternteil aufwächst, wird deshalb einen alltäglichen Begleiter haben: Die Wut der Eltern. Diese Aggressionen werden immer mal mehr, mal weniger subtil von dem narzisstischen Elternteil in seine Handlungen einfließen und seinen Ausdruck in willkürlichen Bestrafungen, Ignoranz, Demütigungen, Beleidigungen, Drohungen etc. finden.

Der Narzisst ist schlichtweg immer unzufrieden, doch den Grund für seine Unzufriedenheit sieht und sucht er im Außen und nicht bei sich selbst. Wer jedoch stets nur im Außen nach seinem Heil sucht, wird es tatsächlich niemals finden. Im Außen und bei seinen Mitmenschen findet man nicht die Antworten auf die Fragen, die einem im Inneren beschäftigen. Niemand außer man selbst ist für das eigene Glück, das eigene Leben verantwortlich.

Doch genau das wird der Narzisst niemals begreifen, was wiederrum den toxischen Kreislauf innerhalb des Familiensystems niemals enden lassen wird. Die Kinder und der Partner sind dafür zuständig den Narzissten immer zufrieden zu stellen – dass das einfach nicht möglich ist, selbst wenn es sich um absolut devote und hörige Persönlichkeiten handeln sollte, kommt dem narzisstischen Elternteil gar nicht in den Sinn.

Diese Unzufriedenheit, Frustration und Aggression finden dementsprechend kein Ende innerhalb des toxischen Familiensystems. Der narzisstische Elternteil wird nun einmal ständig und penetrant Situationen provozieren, um seiner eigenen Unzufriedenheit Raum zu geben, wobei er seine Emotionen und Probleme gleichzeitig von anderen gelöst sehen will.


Doch die Wut bleibt – auch bei den anderen Familienmitgliedern. Nur dass diese ihre Wut über die Ungerechtigkeiten, die Bestrafungen, die Hilflosigkeit unterdrücken müssen. Im Gegensatz zum Narzissten dürfen sie ihrer Wut keinen Ausdruck verleihen. Jeglicher Versuch den narzisstischen Elternteil mit seiner Wut zu konfrontieren, wird scheitern. Entweder durch Ignoranz („was du sagst, interessiert mich nicht“), Lügen („so war das alles gar nicht“), Gaslighting („Ich habe das nicht getan, das warst DU“) und Schuldzuweisungen ("Ich muss das so machen - wegen dir"). Was beim Gegenüber bleibt, ist die Hilflosigkeit darüber mit komplexen Problemen alleine dazustehen, die ihren Ursprung bei den Eltern und eigentlich nichts mit der eigenen Person zu tun haben. Und dementsprechend auch nicht so einfach zu lösen sind.

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