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Hilflose Jungen, wütende Männer: Narzisstische Mütter & ihre Söhne - Part 1

Die Beziehung, die eine narzisstische Mutter zu ihren Söhnen pflegt, ist keine gesunde, stabile Bindung, in der die Mutter als sicherer Hafen fungiert, von dem aus das Kind die Welt entdecken kann. Vielmehr möchte die narzisstische Mutter immer im Zentrum der Liebe ihres Sohnes stehen. Nicht nur im Kindesalter, sondern auch noch als Erwachsener gründet sich diese Bindung in Abhängigkeiten, Kontrolle, Unterdrückung und Angst bzw. einer erlernten Hilflosigkeit gegenüber der wahrgenommenen Übermacht der Mutter.


Partnerersatz

Eine narzisstische Mutter führt ihrem Narzissmus entsprechend oft keine gesunde Partnerschaft mit dem Vater ihrer Kinder. Die narzisstische Persönlichkeitsstörung macht es unmöglich, tiefergehende, ehrliche und reflektierte Bindungen einzugehen. Der Partner einer Narzisstin sieht sich vielmehr der Lebensaufgabe gegenüber, ihre Komplexe für sie zu lindern und das, von ihr, provozierte Drama zu lösen. Gleichzeitig wird die narzisstische Partnerin nichts unternehmen, um eine Balance oder Harmonie innerhalb der Beziehung herzustellen. Ihre Gefühle, die sie scheinbar in die Beziehung investiert, sind oberflächlich und werden bei Missfallen sehr schnell zu negativen Emotionen, wie Wut oder Eifersucht, was sich wiederrum in Handlungen von Herabsetzung und Betrug äußert. Dem Partner werden Schuldgefühle eingeredet oder er wird vor Dritten denunziert, ohne das er die Chance erhält den Konflikt zu lösen.

Diese Dysbalance innerhalb der Partnerschaft führt entweder zu einer Trennung oder lässt beide Partner in Unzufriedenheit und Groll weiter miteinander leben. In jedem Fall sieht sich die Narzisstin wieder dem Problem gegenüber: Wer soll meine emotionalen Bedürfnisse nun befriedigen?

Die Antwort ist schnell gefunden: Die Söhne.

Söhne narzisstischer Mütter sind für ihre emotionale Stabilität verantwortlich. Durch den emotionalen Missbrauch und die Erzeugung bestimmter Emotionen, wie Schuld, Scham, Angst, Ohnmacht und Traurigkeit werden die Söhne mit der Idee groß, dass sie verantwortlich sind für das Wohlbefinden ihrer Mutter.

Besonders perfide: Die Mutter spielt dabei mit ihrer „weiblichen Hilflosigkeit“, um bei den Söhnen Verantwortungsbewusstsein, pflichtschuldiges Verhalten und ihren Beschützerinstinkt zu wecken. Ganz nach dem Motto: „Ohne dich schaffe ich das nicht“ oder „Du musst mir helfen, sonst hilft mir doch keiner!“ erzeugt die narzisstische Mutter Druck und Schuldgefühle („wenn du mir nicht hilfst, ist Mama traurig/beleidigt/wütend“). Die Söhne lernen so, dass sie ihre Mutter unglücklich machen, wenn sie nicht ihrem Willen folgen bzw. Widerstand gegen ihre Forderungen zeigen.

Sie erleben damit nicht zu leugnenden Stress, denn KEIN Kind möchte seine Eltern traurig machen. Die Söhne sind also dazu gezwungen dem Willen ihrer Mutter nachzugeben.

Aus diesem Druck und Zwang entstehen Wutgefühle darüber sich ständig unterordnen zu müssen, die jedoch unterdrückt werden müssen damit das Leben mit der narzisstischen Mutter erträglich wird.

Die narzisstische Mutter möchte sich mit ihren Söhnen den Mann erschaffen, den sie so gerne in ihrem Leben als Partner hätte: Loyal, folgsam, taub und blind.

 

Unterdrückung

Damit ihre Söhne ihr bedingungslos folgen, muss sie die Persönlichkeitsanteile ihre Kinder, die nicht konform mit ihrem Willen gehen, unterdrücken. Sie will sich einen Mann ERSCHAFFEN und dies geht nur, wenn sie ihre Söhne in ihren Freiheiten beschneidet und ihre Grenzen permanent überschreitet.


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Die Kinder können nichts gegen die Übergriffigkeit und ihre Dominanz unternehmen, werden sie doch bei jedem Versuch durch Schuldgefühle wieder gezwungen der Mutter nachzugeben. Daraus entsteht eine innere Ablehnung gegenüber der Mutter, die jedoch selbstverständlich niemals ausgelebt werden darf.

Diese Ablehnung wird sich später als Aggression äußern, aber nicht gegen die Mutter, sondern gegen andere Frauen. Mit der Ablehnung tritt jedoch noch ein weiteres Gefühl auf: Hilflosigkeit bzw. Ohnmachtsgefühle. Denn die Söhne fühlen sich zwar von der Übermacht der Mutter bedroht, sie empfinden Angst gegenüber der Mutter, können jedoch nichts dagegen unternehmen.

Aus hilflosen Jungen werden so Männer, die ihre Ablehnung, ihre Wut, ihren Groll gegen die Mutter noch immer in sich tragen, aber diese Gefühle – wie schon in Kindheitstagen – nicht ausdrücken können bzw. nicht ausdrücken durften.

Nun verschwinden so starke Emotionen nicht einfach, vielmehr bleiben sie innerlich abgespeichert und zeigen sich in einer starken Projektion: Diese Männer lehnen Frauen ab. Sie projizieren ihre unterdrückten Emotionen auf Frauen in ihrem Leben (meistens die Partnerin) und zeigen gegen diese ihren ganzen Hass, ihre Wut, die sich eigentlich nur gegen die Mutter richten.

Diese Männer wenden dann die gleichen Mechanismen an, die ihre Mutter ihnen beigebracht hat und die ihnen helfen ihre destruktiven Gefühle zu lindern: Kontrolle und Unterdrückung. Wann immer diese Männer den Eindruck haben, dass sich „ihre“ Frauen ihrer Kontrolle entziehen, reagieren sie mit unverhohlener Aggression auf deren „Widerstand“.

Das können schon banale Widerworte sein, der Wunsch nach Selbstverwirklichung oder gar eine Trennung. Solche Männer können das nicht akzeptieren, denn sie fühlen sich von diesem wahrgenommenen Kontrollverlust bedroht – so wie sie ihre Mutter als Bedrohung wahrgenommen haben.

Dieser „Bedrohung“ muss entgegenwirkt werden mit Aggressionen in Worten und Taten. Das kann auch zu gewalttätigen Ausbrüchen führen, denn die Angst vor der Frau als Bedrohung der männlichen Existenz ist so groß, dass hier Männer auch vor einem Verbrechen nicht mehr zurückschrecken.

Diese Männer wollen um jeden Preis ihre beigebrachten Ohnmachtsgefühle und ihre Hilflosigkeit, die sie als Kinder gegenüber einer dominanten Mutter empfunden haben, vermeiden. Dementsprechend unternehmen sie einige Versuche, um die Frauen in ihrem Umfeld zu unterdrücken. Das können verbale Attacken sein. Dabei typisch für solche Männer: Nicht offensiv, sondern hinter dem Rücken der Frau, passiv-aggressive Gesten oder anonyme Hassnachrichten. Eine direkte Kommunikation wäre schließlich konfliktlösend, und das ist nichts, was ihnen eine narzisstische Mutter gelehrt hat. Oder, wie schon erwähnt, auch mit körperlichen und gewalttätigen Handlungen.


Dies ist keine psychologische Trickkiste, sondern eine einfache Projektion unterdrückter Gefühle.


Diese Mechanismen der Unterdrückung treten insbesondere dann auf, wenn die Frauen Wege wählen, die sie intellektuell, empathisch und selbstbestimmt überlegen werden lassen. Diese weibliche Überlegenheit triggert die Männer insofern, dass sie sich an die übergriffige und machthungrige Überlegenheit der Mutter erinnert. Statt zum Beispiel stolz auf eine starke Partnerin zu sein, werden solche Attribute vielmehr unterdrückt.

Was hier ebenfalls nicht erkannt wird: Die Überlegenheit der Mutter beruht auf einer toxischen Weiblichkeit, hat aber nichts mit echter femininen Stärke zu tun.

Die narzisstische Mutter spielt mit ihrer Hilflosigkeit ("Das Bild hängt schief, ich brauche Hilfe"), die sie nach Bedarf variabel einsetzt. Können ihre Söhne ihr dann bei ihren "Problemen" helfen, fühlen sie sich auch kurzzeitig gut. Wurden sie denn auch in Kindheitstagen dafür gelobt, wenn sie der "schwachen" Mutter geholfen haben. Dementsprechend fühlen sich diese Männer besser, wenn sie die Frauen in ihrem Umfeld als schwach und hilflos wahrnehmen. Das hält sie in ihrer Komfortzone.

Zwar wird die Überlegenheit und Dominanz der Mutter, die immer dann auftritt, wenn die Söhne sich nicht konform verhalten, als bedrohlich wahrgenommen, doch wird nicht erkannt, dass diese nur auf Machmissbrauch, emotionalem Missbrauch, emotionaler Unreife seitens der Mutter und Niedertracht beruht.


Die erlernte Wut hilfloser Jungen ist nichts, was heruntergespielt werden sollte, leben wir doch in einer Realität, in der VIELE Männer ihre Aggressionen gegen Frauen offen ausleben. Nicht für alle mag meine Erklärung zutreffend sein, doch tauchen solche Aggressionen nicht „einfach so“ aus dem Nichts auf. Sie haben einen Ursprung.

Und dieser Ursprung liegt bei vielen Männer in der Wut einer anderen Frau. Es ist die Wut einer psychisch gestörten Mutter, die ihre Niedertracht gegen ihre Söhne richtet. Die Wut einer Frau wird zu einer Wut, die sich gegen andere Frauen richtet. Und die ausführende Gewalt? Männer, die einmal hilflose Jungen waren.


Alles fängt in der Familie an. Aus hilflosen Jungen werden wütende Männer.


Themen, wie Gewalt gegen Frauen und Femizide sind hochaktuell und bedarfen einer ehrlichen und unbequemen Aufarbeitung. Wo hat es angefangen und wo führt uns dieser Weg hin?


 

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